Es gibt ein besseres Leben im falschen. Mit unserem Buch wollen wir den Blick auf diese Möglichkeit zum Besseren richten. Wir wollen fragen, wie wir unseren eigenen Alltag emanzipativ gestalten können: Wie umgehen mit unseren Körpern? Wie umgehen mit unserer Sexualität? Wie umgehen mit dem älter werden? Das sind nur einige der Fragen, die uns alltäglich bedrängen – Fragen, denen niemand von uns aus dem Weg gehen kann und auf die eine ›Linke‹ um so dringender eine akzeptable Antwort braucht.
Melanie Trommer in:
FIBER – werkstoff für feminismus und popkultur, Heft 19/2011
“Auch für Leser_innen, die sich bereits intensiv mit Gender Studies beschäftigt haben, bieten die Aufsätze neue Einblicke und Aha-Momente. Allein darum lohnt das Lesen.”
Gemeinhin geraten die Fragen nach dem eigenen Leben im ›linken‹ politischen Alltag immer unter die Räder zugunsten ›wichtigerer‹, ›drängenderer‹ und ›größerer‹ Ziele: Naziaufmärsche, rassistische Hetze oder sexistische Übergriffe etc. lassen oft keine Zeit, um über den eigenen Alltag genauer nachzudenken. Oder es gilt als selbstverständlich, dass der Streit für emanzipative Ziele auch automatisch auf das eigene Leben rückwirkt und uns in ein besseres Leben katapultiert. Doch so verhält es sich nicht: So, wie für viele von uns das ›linke‹ Dasein mit der Infragestellung der gesellschaftlichen Verhältnisse begonnen hat, so gilt es, dieses Fragezeichen auch hinter das eigene Leben zu setzen. So falsch wie die herrschenden Verhältnisse ist gemeinhin zunächst auch unser Leben: Eingebunden in sexistische, rassistische, antisemitische und kapitalistische Strukturen sind wir tiefer und engmaschiger in ihre Reproduktion verwoben, als uns lieb sein kann.
Aus dem Inhalt
0. Who’s my subject? Das linke Subjekt der Emanzipation. Zur Einleitung in diesen Band.
1. Steffen Kitty Herrmann – Ein Körper werden. Praktiken des Geschlechts, Mechanismen der Macht und “Das gute Leben”.
2. Hannes Kuch – Vergeschlechtlichungen des Schamgefühls.
3. “Hanna und Bernd” – Subtile Klatschkultur. SM + die Frage der Macht in der Sexualität
4. Katharina Voß – “IT’S QUEER UTOPIA, STUPID.” – IS IT? Sieben Statements zu Pro Sex
5.Fremdgenese – Glück im Unglück. Un/Möglichkeiten der Romantischen Zweierbeziehung
6. Eva Lia Reinegger und Timo Daum – Aegeism, Gerontophobie und das Altern ab zwanzig
7. Sebastian Scheele – Männer entdecken sein Geschlecht – Überlegungen zu antisexistischer Männerpolitik und Alltag
8. Antifaschistische Stadtkommune Berlin – Zu den (Un-)Möglichkeiten linker Praxis
9. Brigitte Bargetz / Gundula Ludwig – Zur VerUneindeutigung im Politischen.
Stellungskrieg um Subjektformen.
10. Steffen Kitty Herrmann – Performing the Gap. Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung
Weitere Informationen
“(…) Queer und Gender Studies bestimmen die Aufsätze und folgen auf erfreuliche Weise einer Tendenz, die sich seit einigen Jahren innerhalb der Linken abzeichnet: Sex wird nicht mehr als per se sexistisch, nicht mehr als vermintes Gebiet oder bloßer Nebenschauplatz betrachtet, sondern positiv für die eigene Lebenspraxis definiert, wobei es stets darum geht, Gegenmodelle zur pariarchalen Norm zu schaffen. Das klingt einfach, ist aber ein großer Schritt nach vorne, nachdem die »sexuelle Revolution« der 1970er vor allem von Männern definiert und geprägt wurde und sich der Umgang der Linken mit Sex seither fast ausschließlich auf Anti-Sexismus beschränkt hatte. (…)”
Aus der Rezension von Martin Büsser in testcard # 17: Sex
Perspektiven für ein gutes Leben Rezension: Frauenzimmer.at
“Ein echt cooler Sammelband, ein must-have für all jene, die sich kritisch, progressiv, links und emanzipativ verstehen. … Es sind Auseinandersetzungen zu finden, über die wir schon lange lesen wollten, nach denen wir im eigentliche Sinne schon gesucht haben.”
dr dra in fiber. werkstoff für feminismus und popkultur, Nr. 14/2008 (Website: www.fibrig.net)