
»Der Band zeigt das Zusammenwirken der einzelnen Behörden als Einweisungsinstanzen, die teilweise in Konkurrenz zueinander standen, wer die Einweisung veranlassen und mit durchsetzen konnte jenseits der Letztentscheidungsinstanz, dem Reichskriminalpolizeiamtes in Berlin (RKPA). Herausgearbeitet werden die Rolle der Pflegeamtsfürsorgerinnen und die Beteiligung der Sozialen Arbeit bei der Umsetzung rassehygienischer Programmatik und die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Fürsorge und Psychiatrie. Anhand von Einweisungsakten wird verdeutlicht, wie Mädchen in die Maschinerie der Sozialdisziplinierung gerieten, welche Rolle weibliche und männliche Polizistinnen und Polizisten dabei spielten. (…) In mehreren lebensgeschichtlichen Interviews werden einzelne Biographien zum Sprechen gebracht, die auf unterschiedliche Einweisungsgründe verweisen. (…) Diese breite Themenpalette lässt ein differenziertes Bild der nationalsozialistischen Jugendpolitik im Umgang mit ›gemeinschaftsfremden‹ weiblichen Jugendlichen entstehen. (…) Die Vielfalt der Beiträge lässt diesen Sammelband zu einem informativen Fundort für die Auseinandersetzung mit dem Thema ›Ausmerze und Auslese‹ von Jugendlichen im Dritten Reich werden. (…) Ein informativer Sammelband über das Jugendkonzentrationslager Uckermark. Den authentischen Berichten der ehemaligen Häftlinge ist nichts hinzuzufügen. Die analytischen Kapitel sind systematisch angelegt und verweisen auf intensive Archivrecherchen. Das Buch verdeutlicht wie im Nachkriegsdeutschland die Jugendkonzentrationslager zu Erziehungsanstalten uminterpretiert wurden und so der Wiedereinstellung und der Karriere von Aufseherinnen, Ärzten und Therapeuten und Mitarbeitern verschiedener Behörden, die an der Errichtung, Einweisung und Ausgestaltung mitgewirkt hatten, nichts entgegen stand. Es handelt sich um eine grundlegende, fundierte Informationsquelle zur Lebenslage von jungen Mädchen und deren Stigmatisierung und Ausgrenzung und Einweisung in das Lager.« − Friedhelm Vahsen, socialnet, 20. Januar 2008



