»In Alberto Toscanos Buch Spätfaschismus werden die Vorteile eines Verständnisses von Faschismus als dynamischen Prozess, der sich ›wie andere politischen Phänomene auch, mit seinem sozio-ökonomischen Kontext verändert‹ (11) deutlich. Damit versucht Toscano, die Klassifikationsfrage zu unterlaufen. Seine Pointe ist dabei, den (Spät-)Faschismus als ›anti-emanzipatorische Krisenpolitik‹ (159) zu verstehen. (…) In sieben Kapiteln durchforstet er dafür verschiedene Theorien des Faschismus: Von den Theorien aus der Zwischenkriegszeit bis hin zu denen der 1970er-Jahre, von Bloch über Adorno bis hin zu Batallie und Guatteri ergänzt durch die Adorno-Schülerin Angela Davis und George Jackson. (…) Was Toscano gelingt, ist es, ein Kaleidoskop von unterschiedlichen Potenzialen des Spätfaschismus zu erschaffen. Er nimmt dabei nicht nur historische Beispiele auf, sondern bindet sie immer wieder an aktuelle Entwicklungen zurück und zeigt ihre Unterschiede auf. So wird unter anderem aus dem Faschismus, der auf eine revolutionäre Zeit reagiert, ein Spätfaschismus, der sich durch die panische Abwehr progressiver Ideen in Kulturkämpfen auszeichnet. (…) Am Ende lädt Spätfaschismus nicht nur zum Weiterdenken ein, es zwingt dazu. Dabei hilft Spätfaschismus gerade, um sich faschistischen Potenzialen in der Gegenwart und auch in progressiven Milieus bewusst zu werden. Toscano plädiert daher am Ende auch dafür, dass Antifaschismus nicht nur immer auch über Antikapitalismus reden muss, sondern dass er ›untrennbar mit dem gemeinschaftlichen Aufbau von Lebensweisen verbunden [ist]‹ (162), die die Gegenwart für den Faschismus unbrauchbar macht.« − Lukas Thum, Perspektiven ds − Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik, 42 Jg., Heft 1/2025