»Matteo Pasquinelli erzählt nicht die Ideen- oder Technikgeschichte der Künstlichen Intelligenz, sondern ihre Sozialgeschichte. (…) Pasquinelli zeigt im Anschluss an Marx und Gramsci, dass man eine ganze Gesellschaft benötigt, um einen Algorithmus der heute gängigen großen Sprachmodelle des Maschinenlernens zu entwerfen. Die Erfindungen von Babbage sind nicht ohne die Geschichte der Arbeitsteilung und (…) nicht ohne Einblicke in die Funktionsweise einer verteilten und sozial – das heißt durch Stimulation, Training, Supervision und Abfuhr – erlernten Intelligenz zu denken. (…) Pasquinelli entwirft mit seiner Sozialtheorie der Maschine und seiner Maschinentheorie des Sozialen auch eine Heuristik, an der sich zukünftige Forschungsprogramme der Medienwissenschaft orientieren können. Wieviel ›Gesellschaft‹ und welche Art von ›Gesellschaft‹ steckt in jedem Algorithmus? (…) Doch Pasquinellis Frage geht darüber hinaus. Er identifiziert ›soziale‹ Abläufe im Inneren des Algorithmus und unterstreicht damit ein weiteres Mal, dass mathematische Abstraktion von kommunikativer Verwicklung und imaginativer Assoziation nicht wegführt, sondern sie zu modellieren versucht. (…) Pasquinellis Buch verzichtet auf jegliche Prognose, auf jede Utopie oder Dystopie der Künstlichen Intelligenz. Die Rekonstruktion der Geschichte der sozialen Arbeitsteilung geht über den historischen Moment, in dem diese Geschichte erzählt wird, verständlicherweise nicht hinaus. Doch der Anspruch dieses Buches ist nicht nur ein medienhistorischer, sondern auch ein sozialtheoretischer. Pasquinellis Arbeits-, Wert- und Gesellschaftstheorie der Künstlichen Intelligenz im Fadenkreuz der beiden Achsen von Babbage/Rosenblatt und Marx/Gramsci versucht eine Erklärung der Funktion der Künstlichen Intelligenz im Rahmen sozialer Arbeitsteilung und gesellschaftlicher Herrschaft.« – Dirk Baecker, Soziopolis, 08. Januar 2025