»In Funk und Fernsehen fabuliert man von ›kreativen Computern‹, und die rechten High-Tech-Eliten im Silicon Valley verkünden den von ihnen schon lang propagierten Eintritt einer ›technologischen Singularität‹ – also der evolutionären Überwindung des Menschen durch die Maschine. Vor diesem Hintergrund stellt Matteo Pasquinellis Buch ›Das Auge des Meisters. Eine Sozialgeschichte Künstlicher Intelligenz‹ den wohltuenden Versuch dar, einige der sich um die KI rankenden Mythen zu widerlegen. (…) ›Das Auge des Meisters‹ ist eine wissenschaftshistorisch bestens informierte Kritik des Technikfetischismus. (…) Seiner Ansicht nach ersetzen Computer und künstliche Intelligenz die menschliche Arbeit und Kreativität keineswegs, sondern sezieren und kopieren sie, um die Kontrolle des Kapitals über die Arbeitsprozesse weiter zu intensivieren. (…) Die Herausbildung der Künstlichen Intelligenz ist für Pasquinelli ganz von den Machtverhältnissen der Gesellschaft bestimmt, in der wir leben. ›Das Auge des Meisters‹ ist in dieser Hinsicht ein großartiges und gut recherchiertes Manifest gegen jene elitären Fantasien, die der KI gewissermaßen übernatürliche Kräfte zuzuschreiben versuchen. Das ganze Gerede von den Kreativmaschinen ist für Pasquinelli nur ein neuerlicher Versuch der bürgerlichen Moderne, ihre sozialen Verhältnisse zu verschleiern. Sehr verdient hat der Italiener für diese Arbeit den im englischen Sprachraum wichtigen Deutscher-Prize für kritische Theorie gewonnen.« – Raul Zelik, nd, 10. Januar 2025