jungle world über ›Tierra y Libertad‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen jungle world über ›Tierra y Libertad‹

»In der offiziellen Geschichtsschreibung Mexikos taucht Flores Magón (1873 bis 1922) kaum auf. Dabei war er nicht nur der eigentliche Schöpfer der Parole ›Land und Freiheit‹, die bis heute so zentral für die indigenen und bäuerlich geprägten Revolten in ganz Lateinamerika ist. Die von ihm mitgegründete Liberale Mexikanische Partei (PLM) war ein Sammelbecken revolutionärer Bewegungen. Vor allem im Norden des Landes gelang ihr zeitweise, woran andere Organisationen oder Führungsgestalten stets gescheitert waren, nämlich syndikalistische Arbeiter und indigene Bauern zu vereinen. Auch inhaltlich war der so genannte Magonismus eine der radikalsten Strömungen der mexikanischen Revolution (1910 bis 1920), in der es an verschiedenen Flügeln und Interessensgruppen nicht mangelte. Davon kann sich nun auch überzeugen, wer des Spanischen nicht mächtig ist. Die Münsteraner Gruppe Basta hat einige seiner Texte wieder zugänglich gemacht. Das in der Reihe ›Klassiker der Sozialrevolte‹ erschienene Bändchen liefert neben den Originaltexten auch eine Chronologie der Revolution und setzt Magóns Schriften in den Kontext seiner Zeit. (…) Von ungebrochener Faszination ist dabei der heute geradezu kühne Gedanke, in einem radikalisierten Liberalismus individuelle Rechte mit gemeinschaftlichen Lebensformen zu versöhnen. Statt neoliberaler Eigenverantwortung sind Gerechtigkeit und Solidarität die Schlüsselbegriffe des magonistischen Kampfes gegen ›Kapital, Obrigkeit und Klerus‹ wie auch gegen die Bourgeoisie. Orientiert an Organisationsformen der indigenen Gemeinschaften, erweist sich Magón als erbitterter Feind des Privateigentums. (…) Dennoch ist das Denken Magóns keinesfalls nur ein Fall für die Historiker der mexikanischen Revolution. Mit der deutschsprachigen Veröffentlichung ist auch die Möglichkeit geschaffen, Magón für die gegenwärtigen politischen und sozialen Auseinandersetzungen wieder zu entdecken. Das Buch schließt mit drei aktuellen Interviews, in denen Organisationen aus Oaxaca zu dessen Einfluss auf ihre heutigen Kämpfe um indigene Rechte Stellung nehmen.« – Jens Kastner, jungle world, 21. September 2005

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