»Das Buch ›Vergessene Proteste‹ stellt auf der Basis vieler vom Autor Niels Seibert zusammengetragener Quellen Diskussionen und Aktionen von den Anfängen der Außerparlamentarischen Opposition 1964 bis zum Beginn einer sich konstituierenden antirassistischen Bewegung in der BRD Anfang der 1980er Jahre dar. Seibert vergleicht sie mit denen heute aktiver Gruppen und Netzwerke. Wichtig sind dabei die Inhalte und Formen der Proteste, aber auch die Subjekte der Kämpfe. Die zum Teil bebilderten Beispiele lesen sich auch für damals noch nicht Beteiligte spannend wie Live-Reportagen. (…) Es ist kein Zufall, dass in der bundesdeutschen Geschichtsschreibung (auch der Linken) vergessen gemacht wurde, dass bestimmte Kampagnen insbesondere in den Anfangszeiten der sogenannten 68er-Bewegung von nicht-deutschen AktivistInnen initiiert wurden. Seiberts Buch ist ein materialreicher Beweis dafür, dass es schon seit den 1960er Jahren auch in Deutschland insbesondere von MigrantInnen angestoßene Diskussionen über (zwar oft nur als ›Nebenwiderspruch‹ benannten) Rassismus und Aktionen gegen rassistische Verhältnisse hier und weltweit gab. Die Aufarbeitung dieser Geschichte durch Niels Seibert, der selbst in der ›neuen‹ antirassistischen Bewegung aktiv ist, kann und sollte dazu anregen, sich heute – trotz aller Unterschiede der Situation und notwendiger Kritik mancher Positionen – darauf zu beziehen und daraus zu lernen.« – Ralf Heinen, ila, 16. Juli 2014