»Alastair Bonnett interveniert in ›Multiple Rassismen‹ in die gegenwärtige Rassismusforschung und scheut sich dabei nicht vor Kontroversen. Der Sozialgeograph bemerkt, dass in diesem Forschungszweig nach wie vor US- und eurozentrische Diskurse die Grenzen setzen, was als Rassismus gilt und was nicht, obwohl dessen globale Verbreitung und Pluralität gemeinhin anerkannt ist. Für antirassistische Bewegungen auf der ganzen Welt hat das oft eine Unsichtbarmachung ihrer Kämpfe zur Folge. Bonnett plädiert darum für einen erweiterten Rassismusbegriff, der die Erfahrungen Betroffener unterschiedlichster ethnisierter Diskriminierung und Gewalt miteinbezieht. (…) Mit zahlreichen Beispielen vor allem aus Asien und Afrika zeigt er, wie rassistische Grenzziehungen auch in Formen von Diskriminierung und Ungleichheit enthalten sind, die auf den ersten Blick nicht als Rassismus beschreibbar scheinen, beispielsweise die Verfolgung der Jesid*innen durch den IS oder der Diskriminierung von Dalits in Indien. Dabei macht Bonnett immer wieder deutlich, wie der europäische Kolonialismus einerseits zur Ausbreitung eines spezifischen Rassismus geführt hat und wie er andererseits mit bestehenden rassistischen Diskriminierungssystemen in ehemals kolonisierten Ländern interagierte und dadurch eigene Formen angenommen hat. (…) Dem Autor gelingt es immer wieder, das Gemeinsame zu zeigen, ohne zu relativieren und auch die Unterschiede rassistischer Gewalt und ihrer Intensität zu betonen. (…) Durch diese Herangehensweise ermöglicht Bonnett ein größeres, globalen Bild ethnisierter Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Eine theoretische und empirische Bereicherung für die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus.« – Lydia Engel, graswurzelrevolution Nr. 492, Oktober 2024