»Das Buch, das auf die Kategorien ›Weltordnungskrieg‹ und ›Hegemoniekampf‹ fokussiert sowie eine Reihe verwandter Themenkomplexe aufgreift (Rolle der Medien, VR China, Kriegskritik in Russland …), will sich dem Schwarzweiß-Muster, der Verpflichtung zur Parteinahme und dem ›Vorherrschen der Kriegslogik‹ entziehen und stattdessen nach Erklärungen für die neue prekäre Weltlage suchen. In diesem Sinne widmet es sich einer Basisaufgabe der politischen Bildung: Es nimmt die Lage samt ihren gängigen Deutungen nicht einfach als gegeben hin, stellt sich vielmehr den analytischen Herausforderungen und führt ins Feld der Kontroversen, die ja gerade den Kern des Politischen ausmachen. Die prekäre Lage der deutschen Öffentlichkeit ist dabei in den meisten Beiträgen Thema. (…) Der Hauptbeitrag von Kastrup macht den hegemonialen US-Anspruch samt seiner – bisher schon in diversen völkerrechtswidrigen Militäraktionen offenbarten – Kriegsträchtigkeit zum Thema, bringt aber auch einen Überblick über unterschiedliche Einschätzungen zur Konfliktgeschichte. Der von Putin verharmlosend als ›Spezial-Operation‹ bezeichnete Angriff ziele ebenfalls auf Weltordnungsfragen (…). Kastrup ordnet das Geschehen also in die Logik des modernen, postkolonialen Imperialismus ein, in dem Staaten um die Schaffung von Abhängigkeiten, Einflusssphären und damit um Über- und Unterordnungsverhältnisse ringen. (…) Der idealisierenden ›multipolaren‹ Rhetorik der Volksrepublik (oder auch Russlands) schließen sich die Beiträge aber nicht an: Sie heben vielmehr die Sachzwänge einer imperialen Ordnung hervor, in der Machthaber und Machtanwärter ihre Rivalitäten austragen – und der Stellvertreter Ukraine seine eigene nationalistische Formierung betreibt.« – Johannes Schillo, Außerschulische Bildung 2/2024