»Emma kannte ich schon. Und damit meine ich nicht die Zeitschrift aus Deutschland, sondern die französische Comic-Zeichnerin mit Pseudonym Emma. Ihren Comic über Mental Load (…), der mich auf sie aufmerksam machte, fand ich sehr gelungen. Umso mehr freute es mich, zu sehen, dass 2022 zwei Bücher von ihr erschienen sind, die sich feministischer Themen annehmen, aber auch Rassismus und Kapitalismus behandeln.
Im 1. Band findet sich gleich am Anfang der oben erwähnte Comic ›Du hättest nur fragen müssen‹ zu Mental Load. Emma erzählt immer wieder Anekdoten aus ihrem Alltag, stellt ihre Erfahrungen aber in einen größeren Zusammenhang (politisch, historisch). So nimmt sie sich z.B. der Manipulationstechnik ›Gaslighting‹ an und verknüpft Erlebtes aus der Arbeitswelt mit der Geschichte der Suffragetten und widerständigen Bewegungen heute. Ebenso werden Missstände im medizinischen Bereich, der ›männliche Blick‹ oder Mutterschaft in pointierte, teilweise witzige, immer aber kritische Geschichten verpackt. Dazwischen gibt es aber auch Geschichten über rassistische Polizeirazzien in Paris oder gegen Arbeiter*innen.
Im 2. Band geht es u. a. um sexualisierte Gewalt, die Me-too-Bewegung, den Gender-Pensions-Gap, um Arbeitsbedingungen unter kapitalistischen Verhältnissen, um Emotionsarbeit, Aufgabenteilung im Haushalt, um scheinbar wohlwollenden Sexismus, aber auch um Polizeigewalt.
Mir gefällt besonders gut, dass Emma Missstände in ihren Zusammenhängen aufzeigt, dass sie beschreibt, wie schwer es Betroffenen oft fällt, sich zu wehren, und dass es eben nicht nur an einzelnen Personen liegt etwas zu verändern, sondern, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse grundsätzlich verändert werden müssen, um nicht Sexismus, Rassismus und andere Formen der Unterdrückung zu (re-)produzieren. Sie punktet bei mir auch mit den tollen Zeichnungen, historischen Rückblicken, Quellenangaben und dadurch, dass sie trotz der unfassbaren Widrigkeiten ihren Humor nicht verloren hat und dadurch vielleicht auch Personen, die zu manchen Themen keinen theoretischen Text lesen würden, die Augen für Ungerechtigkeiten öffnet. – Renate Tanzberger, EfEU-Info-Newsletter Dezember 2023