Tagebuch über ›Spezialoperation und Frieden‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Tagebuch über ›Spezialoperation und Frieden‹


»Der Band Spezialoperation und Frieden. Die russische Linke gegen den Krieg ist mehr als eine bloße Dokumentation der russischen Antikriegsbewegung: Das Buch schlagt eine Brucke zwischen einem historischen Umriss der postsowjetischen Linken Russlands und den ersten Positionierungen der dort derzeit aktiven linken Strömungen zum Krieg in der Ukraine. Abgedruckt sind umfangreiche und beispielhafte Übersetzungen von Primarquellen, wie Interviews mit Aktivistinnen oder (erste) Stellungnahmen zum Krieg verschiedener Organisationen, die durch längere analytische Beitrage abgerundet werden. Dabei wird die volle Bandbreite der politischen Positionierungen aufgezeigt: von konsequent antimilitaristischen anarchistischen Gruppen über regierungstreue Funktionäre der Kommunistischen Partei bis hin zu Organisationen, die sich auf die ukrainische Seite stellen. Eingebettet ist das Ganze in eine umfangreiche geschichtliche Einordnung der relevanten politischen Akteure, die die fachliche Expertise des Herausgebers Ewgeniy Kasakow widerspiegeln. Solche Einordnungen sind für ein deutschsprachiges Publikum besonders interessant, weil die Bedingungen und der Stand der politisch linksgerichteten Bewegung(en) in Russland in West und Mitteleuropa nach dem Zerfall der Sowjetunion hier noch immer zu wenig bekannt sind.

Obwohl im vergangenen Jahr sehr viel über den Krieg in der Ukraine, dessen Hintergrunde und mögliche politische Haltungen diskutiert wurde, blieben die Debatten, bis auf Verweise auf einzelne ›Stimmen von Betroffenen‹ aus der Ukraine, häufig auf den eigenen Radius beschränkt. Auch in Bezug auf die russische Linke bzw. die russische Antikriegsbewegung wurde es nach anfänglichen medialen Berichten über Repressionen bei Antikriegsprotesten schnell ziemlich still. Spezialoperation und Frieden schließt diese Lücke ein Stuck weit. Die größte Stärke des Sammelbandes ist aber auch eine Schwache: Die Sammlung authentischer Dokumente, die – abgesehen von manchen dezenten Seitenhieben – kaum analysiert werden, erlauben es der Leserin zwar, eigene Schlüsse zu ziehen, zugleich wirken die einzelnen Texte aber etwas unverbunden. Dennoch ist Spezialoperation und Frieden äußerst wertvoll, weil es einen wissenschaftlich fundierten und authentischen Einblick in Debatten zum Krieg innerhalb der russischen Linken ≫in Echtzeit≪ bietet, ohne Positionen zu verkürzen oder zu entstellen. Eine zweite überarbeitete Auflage ist bereits in Arbeit, sie soll aktuelle Entwicklungen und Positionsverschiebungen nachzeichnen sowie mithilfe weiterer Statements von in der ersten Auflage noch nicht repräsentierten Gruppen das Bild der russischen Linken vervollständigen. « – Marija Cubalevska, Tagebuch, Nr.6 2023

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