Wildcat über ›Marxismus und Frauenunterdrückung‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Wildcat über ›Marxismus und Frauenunterdrückung‹


»Das Buch Marxismus und Frauenunterdrückung, das der Unrast-Verlag 2019 auf Deutsch herausgebrachte, hat Lise Vogel bereits 1983 verfasst. Es hat den anspruchsvollen Untertitel Auf dem Weg zu einer umfassenden Theorie. Vogel gehört zu den ›sozialistischen Feministinnen‹ oder zum ›Marxismus­Feminismus‹, wie Frigga Haug (›Geschlechterverhältnisse sind Produktionsverhältnisse‹) lieber sagt: Sie hat das Vorwort zur deutschen Ausgabe geschrieben – und weist auf einen wichtigen Übersetzungsfehler des englischen Worts social hin, der aus Vogels Werk 2015 eine neue Theorie gemacht habe: die ›soziale Reproduktionstheorie‹. Dabei geht es hier um den Begriff der ›gesellschaftlichen Reproduktion‹, wie ihn auch Marx verwendet! Leider wurde in Lise Vogels ›Nachtrag: Hausarbeit neu gedacht‹ von 2002 wieder social mit ›sozial‹ übersetzt, wo ganz offensichtlich ›gesellschaftlich‹ (zum Beispiel im Gegensatz zu ›häuslich‹) gemeint ist! Frigga Haug weist im Vorwort auf die ›Flatterhaftigkeit‹ des Worts ›sozial‹ hin, das zudem meist wertend gemeint sei. Und auf Versuche, eine „Theorie sozialer Reproduktion zu entwickeln Lise Vogel, emeritierte Professorin aus New Jersey, zeichnet die linken feministischen Debatten seit Mitte der 1960er Jahre nach, von den Verirrungen der Patriarchatstheorie bis zur Hausarbeitsdebatte, wobei sie immer explizit Position bezieht. Den Hauptmangel aller bisherigen Theorien sieht sie darin, dass diese nicht klären können, warum Frauen in allen bisherigen Gesellschaften eine untergeordnete Stellung haben und hatten -diese Frage hätte keine der sozialistischen Feministinnen gelöst, die sich auf die proletarischen Frauen bzw. die Frauenfrage im Kapitalismus beschränkt hätten. […]

Lise Vogel sieht die Wurzel der Frauenunterdrückung in der besonderen Stellung der Frauen innerhalb der gesellschaftlichen Reproduktion als Ganzes. Die Fähigkeit der Frauen, Kinder zu gebären, spiele eine entscheidende Rolle in Klassengesellschaften, die eine generationelle Erneuerung der Arbeiterklasse brauchen. In den folgenden Kapiteln behandelt Vogel sehr sachlich und ausführlich die Frage der Reproduktion der Arbeitskraft bei Marx. […]

Die gesellschaftliche und die häusliche Komponente der notwendigen Arbeit seien nicht direkt miteinander vergleichbar, da letztere keinen Wert habe – aber im Prozess der Mehrwertaneignung nichtsdestotrotz eine zentrale Rolle spiele. (beides S. 263). In der Fußnote kurz darauf schreibt sie: Diese Erläuterung, die mein früheres Argument (Vogel 1983) präzisiert, … erscheint mir heute weniger überzeugend. Doch es muss ein Weg gefunden werden, Hausarbeit innerhalb der marxistischen politischen Ökonomie zu theoretisieren, sei es nun als Moment der notwendigen Arbeit oder nicht.‹ Das erstaunt die Leserin zunächst, stimmt aber doch versöhnlich, dass die Autorin zugibt, dass es da noch offene Fragen gibt. Schade, dass im Literaturverzeichnis nicht die deutschen Ausgaben der hier diskutierten Bücher angegeben sind: Beauvoir, Friedan, Mitchell, Firestone, Millett oder Meillassoux wurden auch in der BRD diskutiert.« – Wildcat #111, Frühjahr 2023#


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