Malmoe über ›»nicht alles tun«‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Malmoe über ›»nicht alles tun«‹


»1. Musik hören zum Beispiel. ›Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.‹ Ziemlich virtuos tönt Franz Schuberts Winterreise aus dem Mund Christine Schäfers. Worum es in der Winterreise im Kern geht, wurde die Sängerin mit einer der klarsten Stimmen die es gibt in einem Interview gefragt, das im Februar dieses Jahres unter dem Titel ›Mehr als schöner Klang‹ in der SZ veröffentlicht wurde. Sie antwortete – und damit sind wir auch schon dort angelangt, worum es im Weiteren gehen wird: ›Da ist eine Person, und davon gibt es heute sogar recht viele, die sich nicht in die Gesellschaft einfügen kann. Der Mensch findet seinen Platz nicht – und dann geht er.‹

Henry David Thoreau (1817-1862) zum Beispiel, er ist auch gegangen. Seine Schrift Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat aus dem Jahr 1849, die einer vor kurzem in Wien und Berlin stattgefundenen Ausstellung und der dazugehörigen Publikation – beides betitelt mit nicht alles tun – gewissermaßen als Ausgangspunkt diente, zeugt davon. Vielleicht noch dezidierter ein weiteres Werk von ihm, sein Buch Walden. Er beschloss nämlich in den Wald zu gehen, d.h. er zog sich zurück aus dem gesellschaftlichen Leben und dafür in eine Hütte, welche im Wald lag, allerdings nahe einer Ansiedlung, um, kurz gesagt, herauszufinden was denn eigentlich das Wichtigste im Leben ist. Sein Rückzug war also spirituell motiviert. Rückzug ist aber heutzutage in jedem Fall berechtigt, konstatiert Diedrich Diederichsen im aktuellen Spex, ›weil die Teilnahme an der Welt so korrupt und hässlich ist‹. Spätestens hierher gehört das Zweitens dieses Texts, darum

2. Der Mensch liest. Nehmen wir die Publikation ›»nicht alles tun«‹in die Hand, könnten wir gleich auf der Buchvorderseite beim Wort ›nicht‹ hängen bleiben:

Dem n ist nämlich am linken Aufstrich ein Stückchen abhanden gekommen, das i besitzt dafür nicht nur seinen Punkt sondern ist dazu auch noch unterstrichen, das c wirkt auch etwas angekratzt, das h steht hingegen erstaunlich normal da, aber das folgende t weicht schon wieder von der erwarteten Norm ab und ist ein paar Millimeter […]« – Elisabeth Steger, MALMOE, 14. August 2009

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