»Spätestens mit dem Festival ›Rock gegen Überfremdung II‹ im thüringischen Themar im Jahr 2017 und der damit einhergehenden medialen Berichterstattung sowie nachfolgenden TV-Dokumentationen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist das Thema Rechtsrock wieder präsent. Nachdem in den 1990er Jahren zahlreiche Publikationen – oft hastig und mit wenig Expertise – veröffentlicht wurden, haben sich nur wenige Werke wie beispielsweise das Standardwerk von Martin Langebach und Jan Raabe Rechtsrock (sowie der 2019 erschienene ›Nachfolger‹) als nachhaltige Forschungsliteratur erwiesen. Doch hat sich seitdem in der Rechtsrockszene viel verändert. Hier setzt das kurze Überblickswerk von Timo Büchner an, das sich in insgesamt acht Kapitel gliedert. Dabei werden zunächst das Phänomen sowie grundlegende Begriffe erläutert und die historische Entwicklung anhand von Schlüsselereignissen nachgezeichnet. Anschließend widmet sich Büchner in den verschiedenen Funktionen, die der Rechtsrock für die rechtsextreme Bewegung erfüllt – wie beispielsweise ›Identitätskonstruktion‹ (S. 34) oder ›Business‹ (S. 63) –, anhand von aktuellen Entwicklungen und Beispielen. […]
Dem Autor ist eine kenntnisreiche und konzise Einführung in das Thema Rechtsrock gelungen, die nahezu alle Facetten abdeckt, womit er einen Teil des eigenen Anspruchs, nämlich die ›zentrale Bedeutung des Rechtsrock innerhalb der extremen Rechten begreifbar zu machen‹ (S. 5), klar erfüllt. Den zweiten Teil, ›Interessierten […] zahlreiche Anknüpfungspunkte für weitere Lektüren und Recherchen‹ (S. 5) zu bieten, vermag der Band nur bedingt einzulösen, da keine Literaturverweise enthalten sind. Zudem findet sich in den ›Literaturtipps‹ nur eine sehr kleine Auswahl der erwähnten und zitierten Bücher wieder. Darüber hinaus sind weder die umfangreichen und lesenswerten Veröffentlichungen der Rechercheplattform EXIF detailliert vermerkt – es wird lediglich zwei Mal kurz auf die Plattform verwiesen – noch die von Büchner selbst verfassten Beiträge, die einen erheblichen Teil der Grundlage des Buches bilden. Bedauerlicherweise wurde der Komplex Repression und Gegenstrategien – mit Ausnahme der Abschnitte ›Bündnispolitik‹ sowie ›Aufklärung & Protest‹ – komplett ausgespart. In Anbetracht der Zielgruppe, der eine Orientierung verschafft werden soll, wären staatliche und zivilgesellschaftliche Gegenmaßnahmen eine Bereicherung für den Band gewesen.
Insgesamt hat Timo Büchner eine sehr gut lesbare und klar strukturierte Darstellung der Rechtsrockszene als Teil der rechtsextremen Bewegung im 21. Jahrhundert vorgelegt, die insbesondere in den ersten sechs Kapiteln einen informativen Einstieg für alle Interessierten bietet. Ein Kapitel zu Repression und Gegenstrategien, ein umfangreicheres Literaturverzeichnis sowie weitere Verweise hätten den Wert dieses Buches erhöht.« – Maximilian Kreter, Jahrbuch Extremismus und Demokratie 2022