graswurzelrevolution über ›Spezialoperation und Frieden‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen graswurzelrevolution über ›Spezialoperation und Frieden‹


» ›Mit dem Beginn des Einmarsches der russischen Armee in der Ukraine hat die Repression gegen die Opposition in Russland massiv zugenommen. Allein in den ersten Wochen wurden 13.800 Menschen festgenommen. Es folgten zahlreiche Kommunikationssperren, Eintragungen in Extremismusregister sowie zahlreiche weitere Repressionen‹, schreibt der Historiker Ewgeniy Kasakow in seinem im November 2022 im Unrast-Verlag erschienenen Buch Spezialoperation und Frieden – die russische Linke gegen den Krieg. Auf 248 Seiten leistet der Herausgeber Pionierarbeit, weil er dort die unterschiedlichsten linken Spektren, die sich gegen den Ukraine-Krieg wenden, darstellt und politisch einordnet. In der Einleitung beschreibt Kasakow präzise den Inhalt seiner Arbeit: ›Den Gegenstand des vorliegenden Bandes bilden lediglich diejenigen linken Kräfte, die sich gegen die Invasion positionieren.‹ Er klammert sowohl die – vielfältigen Befürworter*innen von Putins Entscheidung aus dem linken Lager als auch die liberalen, nationalistischen und politisch nicht festgelegten oder organisierten Kritiker*innen aus, subsumiert jedoch, wie es der aktuelle Sprachgebrauch in Russland ist, sowohl die Befürworter*innen des ukrainischen Sieges als auch die Vertreter*innen der ›Gegen alle‹-Position unter den Terminus ›Kriegsgegner*innen‹ (S.11).   

Im Anschluss stellt Kasakow die verschiedenen politischen Fraktionen der russischen linken Kriegsgegner*innen vor und gibt auch einen kurzen Überblick über deren Zerklüftungen und Spaltungen. Im ersten Kapitel widmet sich Kasakow der Sozialdemokratie, dem Linkssozialismus und den Gewerkschaften. Das zweite Kapitel ist den Kriegsgegner*innen der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation gewidmet. Die größte Oppositionspartei ist längst nicht so homogen, wie sie es auch in der eigenen Propaganda sein will. Vor allem unter den jüngeren Parteimit-gliedern gibt es eine wahrnehmbare Antikriegsopposition, die allerdings von der sozialkonservativen Parteiführung immer wieder gebremst wird. Doch einen endgültigen Bruch mit den Kriegsgegner*innen wagt sie nicht, weil sie dann massive Stimmenverluste befürwortet. Schließlich hatten bei den letzten Wahlen nicht wenige aus taktischen Gründen für die Kandidat*innen der KP gestimmt, weil sie die größten Chancen hatten, in die Duma zu kommen. Nach weiteren Kapiteln, in denen sich Kasakow dem Phänomen des ›Linksstalinismus‹ und dem Trotzkismus widmet, kommt er zu dem mit ›Anarchismus/Anarchosyndikalismus/Autonome‹ überschriebenen Kapitel, das GWR-Leser*innen sicher am meisten interessiert. Zunächst gibt Kasakow einen kurzen Einblick in die Geschichte der anti-autoritären Bewegung nach dem Ende der Sowjetunion. 1989 gründete sich die Kon-föderation der Anarchosyndikalist:innen (KRAS) und ein Jahr später die bewegungsnahe Konkurrenzorganisation ›Bewegung der Anarchist*innen‹ (ADA). Mittlerweile gibt es von beiden Strömungen zahlreiche Abspaltungen. Manche Anarchist*innen der frühen 1990er Jahre haben mittlerweile mit dem Putin-Regime ihren Frieden gemacht, wie beispielsweise Andrei Issajew.  […] « – Peter Nowak, graswurzelrevolution #478, April 2023

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