Spectrum of Communism über ›Spezialoperation und Frieden‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Spectrum of Communism über ›Spezialoperation und Frieden‹


»Russland ist ein Land, in dem es offiziell keine Kriegsbefürworter*innen gibt. Denn es gibt offiziell keinen Krieg. Kundgebungen für die Spezialoperation zu organisieren, ist ebenfalls nicht erwünscht. Politischer Aktivismus würde ja bedeuten, es handle sich um eine große Sache. Es ist für dem Kreml aber keine große Sache. Doch auch, wenn es weder Krieg noch Kriegsfreunde in Russland gibt, es gibt Kriegsgegner*innen. Auch wenn diese erst recht nicht protestieren dürfen. In einem Land, in dem jeder um die Wahlmanipulationen und die staatliche Propaganda weiß, kratzt jede Unmutsäußerung an einem Regime, dass sich aus der vermeintlichen ›völligen Übereinstimmung zwischen dem Willen der Führung und jenem der Staatbürger*innen‹ (S.13) legitimiert.

Die russische Linke befindet sich dabei in einem besonderen Spannungsfeld. Auf der einen Seite steht sie in Opposition zu Putin, und sei es nur innenpolitisch wie die KPRF. Auf der anderen Seite sind die Interessen des westlichen Imperialismus in der Ukraine (was nicht bedeuten soll, dass die NATO den Krieg angefangen habe) zu offensichtlich, um sich ohne Bauchschmerzen auf die Seite Kiews zu stellen. Und wenn man ehrlich ist, steht der Volkskrieg gegen die herrschenden Klassen in beiden Ländern gerade nicht auf der Tagesordnung.

Ewgeniy Kasakow hat in seinem Buch Spezialoperation und Frieden die Positionen der linken Kriegsgegner*innen zusammengetragen. Dazu hat er Interviews geführt, Quellen ausgewertet und die Geschichte einer zersplitterten politischen Bewegung aufgerollt. Herausgekommen ist eine Mischung aus politischer Enzyklopädie, Essaysammlung und […]

Ewgeniy Kosakows Spezialoperation und Frieden ist ein kleines Stück Russland für den eigenen Bücherschrank. Weit weg von Dämonisierung oder falscher Kohärenz, zeichnet Kosakow die Konturen einer aktiven, meinungs- wie analysenstarken und unendlich zersplitterten Bewegung nach. Das Gemisch aus Multiethnizität und zwei politischen Umbrüchen innerhalb von drei Jahrzehnten haben eine Bevölkerung hinterlassen, die entweder politische Entwicklungen und Theorien aufsaugt wie ein Schwamm oder vor dieser Komplexität in die Depolitisierung geflüchtet ist. Man versteht, warum Putin eben kein Faschist ist. Faschismus setzt viel zu viel Homogenität voraus. Putins Macht speist sich aus der Angst vor Alternativen.

Doch kann es für Russland linke und progressive Alternativen geben? Gibt es Perspektiven eines neuen Zimmerwalds? Das wird man nur dem Kaffeesatz entnehmen können. Spezialoperation und Frieden orientiert sich aber an dem, was ist, nicht an Wünschen, was sein könnte. Und damit ist das Buch leider eine Ausnahme in der linken Publizistik. Es leistet, was es leisten kann: einen sprachlich hervorragenden, top recherchierten und problemorientierten Aufriss eines aktuellen Themas der Linken. Geld und Zeit für dieses Buch sind bestens investiert.« – Spectrum of Communism, 09. März 2023

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