analyse & kritik über ›Naturschutz und Profit‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen analyse & kritik über ›Naturschutz und Profit‹


»Es ist immer wieder überraschend – oder besser: schockierend – wie allumfassend der Kapitalismus in der Lage ist, sämtliche Lebensbereiche seiner Verwertungslogik zu unterwerfen. Obwohl Schutzgebiete, Nationalparks und Biosphärenreservate mittlerweile 13% der globalen Landfläche beanspruchen – Tendenz steigend – wurde dieses Thema aber dennoch bislang kaum kritisch beleuchtet.

Genau hier liegt der Verdienst des Journalisten Klaus Pedersen, der mit seinem neuen Buch Naturschutz und Profit diese Entwicklung kritisch untersucht. Sein Anliegen ist es, ›mit einem grundsätzlichen und weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen – dem unhinterfragten, positiven Image von ›Naturschutz‹ ‹.

Im ersten Teil beschäftigt sich das Buch mit den Menschen im Süden, die unter der derzeitigen, der kapitalistischen Profitlogik folgenden Naturschutzpraxis zu leiden haben. Da die Lebensgrundlagen und Subsistenzstrategien der Menschen im Süden ganz wesentlich auf lokalen Ressourcen basieren, stelle deren eingeschränkte oder teils völlig untersagte Nutzung in Naturschutzgebieten eine existenzielle Bedrohung dar, so Pedersen. Schlimmer noch: im Namen des Naturschutzes kam und kommt es häufig zu massenhaften Vertreibungen: Pedersen beschreibt diese Vertreibungsprozesse, denen allein in Afrika 14 Mio. vollkommen entschädigungslos zum Opfer gefallen sind, ausführlich anhand dreier Fallbeispiele in Mexiko, Tansania und Uganda. Dabei wird verschiedentlich auch die deutsche Rolle gestreift, etwa wenn erwähnt wird, dass die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) sich in Uganda mitschuldig an der Vertreibung von 130.000 Menschen gemacht hat.

Die Profiteure des Naturschutz-Business

Doch Klaus Pedersens Buch verbleibt nicht bei dieser Besorgnis erregenden Bestandsaufnahme. So zeigt der Autor darüber hinaus auch auf, wie und auf welche Weise sich derzeit teils erfolgreich Widerstand formiert. Erfreulich ist dabei Pedersens Plädoyer, das Thema Naturschutz und Profit in einen breiteren Kontext einzuordnen: ›Es geht also darum, Naturschutz als Facette eines zerstörerischen Gesellschaftssystems mit seinen desaströsen sozialen und ökologischen Folgen zu begreifen. ‹

Das Buch bietet einen gut lesbaren und kompakten Überblick, der anhand zahlreicher Exkurse, Kästen und Tabellen anschaulich in die Thematik Naturschutz und Profit einführt. Einziger Kritikpunkt ist die etwas unterbelichtete Rolle deutscher Institutionen bzw. NGOs. Hier wäre eine etwas ausführlichere Betrachtung wünschenswert gewesen.« – Jürgen Wagner, analyse & kritik #531, 31. September 2008

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