Sozial Extra über ›Adultismus und kritisches Erwachsensein‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Sozial Extra über ›Adultismus und kritisches Erwachsensein‹


Das Buch besteht aus zwei Teilbüchern, es ist wie manche für Kinder geschriebene Bücher ein ›Wendebuch‹, das von zwei Seiten gelesen werden kann. Für das Thema des Buches ist dies eine exzellente Idee, da so die verschiedenen altersbedingten Perspektiven sichtbar werden. Die beiden Autorinnen sind Mutter und Tochter. Die Tochter Simbi Schwarz befindet sich im Teenage-Alter und hat ihrem Buchteil den Titel ›Hinter (auf-)geschlossenen Türen‹ gegeben, die Mutter ManuEla Ritz (ich nenne sie im Folgenden Manu, wie im Gespräch mit Freund_innen und Verbündeten) hat ihren Buchteil ›Adultismus und kritisches Erwachsenensein‹ genannt. Mit dem Buchteil von Simbi (ich hoffe, sie hat nichts dagegen, sie so zu nennen, obwohl wir uns nie begegnet sind) will ich beginnen. Simbi erzählt fiktive Geschichten, die offensichtlich von Erfahrungen in ihrem Leben inspiriert sind. In ihnen kommt meist indirekt zum Ausdruck, wie sie das wahrnimmt, was ihre Mutter und andere Erwachsene Adultismus nennen. Dieses Wort kommt nur im Vorwort ihres Buchteils vor. In ihm erzählt sie davon, wie sie als schätzungsweise Sechsjährige von ihrer Mutter eingeladen worden war, als Referentin in einem Workshop zu diesem Thema mitzuwirken. Dies war von den Veranstaltern abgelehnt worden, da sie sich offenbar nicht vorstellen konnten, ein Kind in einem Workshop von Erwachsenen dabei zu haben, oder weil sie um dessen ›Kindeswohl‹ fürchteten. Das Kind musste sich damit begnügen, ›akustisch‹, wie sie sagt, also als Stimme auf einer Tonkassette anwesend zu sein.

In den 13 Geschichten, die Simbi als nunmehr knapp unter 20-Jährige erzählt, kommen viele Szenen vor, in denen von meist unerfreulichen Erlebnissen mit Erwachsenen, vor allem mit Lehrern und Verwandten und manchmal auch mit den Jungs unter ihren Mitschüler_innen die Rede ist. Ihre Geschichten beginnen allesamt mit der Überschrift ›Raum für Neues‹, woraus sich schon ersehen lässt, dass sie sich ausmalt, wie das Leben eines jungen Menschen auch erfreulichere Erfahrungen mit sich bringen könnte. Die Geschichten zeichnen sich dadurch aus, dass sich ihre individuellen Protagonist_innen entgegen üblicher Erwartungen immer mal wieder gegen die Übermacht der Erwachsenen auflehnen und zeigen, ›dass sie stärker sind, als alle und vielleicht auch die Leser*innen dachten‹ (S. 9). Vor allem stellt sich die Autorin ein Leben vor, in dem junge Menschen nicht länger ›überhört‹, sondern als gleichwertige Personen geachtet und nicht zuletzt von den Eltern geliebt werden – tatsächlich und nicht nur mit wohlwollenden Sprüchen und gelegentlichen Geschenken. Die Geschichten haben kein kitschiges Happy End, sondern drücken Hoffnung aus, was aus der Sicht eines jungen Menschen sein sollte und möglich wäre. […]« – Manfred Liebel, Sozial Extra, #166, 2022

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