»[…] ›Imperialisten sind immer die anderen,‹ schreiben die Herausgeber:innen (Lower Class Magazine) in ihrem Vorwort zu Torkil Lauesens jetzt auf deutsch erschienen Buch Die Globaie Perspektive. Imperialismus und Widerstand.
Was ist Imperialismus?
Lauesen orientiert sich in seinem Buch am Imperialismus-Begriff Lenin, den er in seinen Untersuchungen über die grundlegenden ökonomischen Veränderungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts formulierte (Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus 1917). Danach ist ›Imperialismus‹ der Kapitalismus in seinem ›monopolistischen‹ Stadium. Lenin arbeitet die veränderte Rolle der Banken (Verschmelzung von Industrie und Bankkapital zu Finanzkapital) und die Rolle von Kapitalexporten bei der Aufteilung der Welt in Interessensphären heraus. […] Im Mittelteil seines Buches stellt Lauesen Forschungen vor, die sich ab den 60er Jahren intensiv mit modifizierten Imperialismus-Theorien beschäftigt haben. So die us-amerikanischen Ökonomen Paul Sweezy, Harry Magdoff, Immanuel Wallerstein, der Grieche Arghiri Emrnanuel und der Ägypter Sarnir Amin. Verallgemeinernd können sie als ›Dependenztheoretiker‹ bezeichnet werden, die (bei allen Unterschieden) von folgendem Grundmodell ausgehen: Der Imperialismus ist ein System mit einer ›Metropole‹, bestehend aus Nordamerika, Westeuropa und Japan (der ›Triade‹) […]
Im Klappentext zur Globalen Perspektive heißt es, dies sei gleichermaßen ein Einführungs- und Diskussionsbuch. Das kann uneingeschränkt unterstrichen werden. Es bietet einen informativen Überblick über die Geschichte des Kapitalismus/Imperialismus vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart – und zwar perspektivisch betrachtet vor allem aus dem Blickwinkel des ausgebeuteten Teils der Welt, des Globalen Südens. So kommen in dem Buch ausdrücklich auch antikoloniale und anti-imperialistische Theoretiker zu Wort: Mao, Ho Chi Minh, Che Guevara, Kwame Nkrumah (Ghana), Amilcar Cabral (Guinea-Bissau), Julius Nyerere (Tansania). Und der Autor gibt Einblicke in das Theorie-Praxis-Verständnis der zapatistischen Bewegung und wirft einen Blick auf die Sozialforums-Bewegung.
Zur Diskussion anregen werden vor allem Fragen zur Rolle und Zukunft der Arbeiterbewegung im Globalen Norden (Gewerkschaften und Parteien), die von Lauesen m.E. zu apodiktisch und daher ›undialektisch‹ postuliert werden. Und natürlich lässt sich unter Linken trefflich und vor allem kontrovers über China streiten. […] « – Günther Stamer, Gegenwind #441, Dezember 2022