Buchkultur über ›Feminizid‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Buchkultur über ›Feminizid‹


»Frauen töten nicht, die Rate mordender Frauen ist sehr niedrig, aber wir sterben ermordet – und in diesem Missverhältnis besteht die Ungerechtigkeit.‹ Die argentinische feministische Anthropologin Rita Segato bemüht sich in ihrem 2018 publizierten, im Unrast Verlag auf Deutsch erschienenem Werk Femizid. Der Frauenkörper als Territorium des Krieges um eine stärkere Differenzierung bei der Verwendung dieses Begriffes. Während in Österreich, wo die Zahl an Morden zwar generell gering, der Anteil an Frauenmorden aber im Vergleich dazu über-durchschnittlich hoch ist, die Femizide im  ›privaten Umfeld‹ verübt werden (die Psychiaterin Adelheid Kastner konstatierte dem Land kürzlich eine solide Misogynie), ist in einem Land wie etwa Honduras nur einer von vier Morden innerfamiliär. Anhand der seit den 90ern stark angestiegenen Rate an Femiziden in Lateinamerika zeigt Segato nun auf, wie parastaatliche Kriege, die zu Unrecht als ›sexuelle Gewalt‹ betitelt werden, systematisch auf Frauenkörpern ausgetragen werden. Allein 2019 wurden in ganz Mexico (die Stadt Ciudad Juárez ist trauriger Gipfel des Eisberges) 800 Frauen ermordet. Gewalt an Frauen ist funktional geworden für die Aufrechterhaltung des ›Paktes der Macht‹, also die dicht gesponnenen Netze an erstarkenden mafiös-patriarchalen Strukturen. Segatos Lösungsansatz ist ein zutiefst feministischer, am Begriff der Frau festhaltender: Die Politik soll häuslicher, lebensnaher – und von Frauen gemacht werden.« – Katia Schwingshandl, Buchkultur, Heft 203 4/2022

Mehr…