»Die Publikation Stadt und Rassismus. Analysen und Perspektiven für eine antirassistische Urbanität widmet sich in gut zwanzig Artikeln Diskriminierungsformen des Urbanen. Die Herausgeber Frank Eckardt und Hamidou Maurice Bouguerra verschränken das Thema Rassismus mit Stadt, weil sie der Ansicht sind, ,,dass die lokale Stadtgesellschaft noch zu wenig Aufmerksamkeit erhält, wenn es um die Diskussion über die Ursachen des strukturellen wie des alltäglichen Rassismus geht‹. Das Buch ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts im Fach Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar, das im Wintersemester 2020/21 durch Studentinnen sowie Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis umgesetzt wurde.
In der Einführung weisen die Herausgeber auf rassistische Denk-muster hin, die anlässlich der Corona-Pandemie zum Vorschein kamen. Hier führten höhere Fallzahlen bei Migranten zum Vorwurf, dass sie einen nachlässigeren Umgang mit Hygienemaßnahmen pflegten. Seltener in Betracht gezogen wurde, dass ihre Arbeitsumstände oftmals prekär sind und wenige Chancen für das Horne-Office bieten. Das gilt insbesondere für das Gesundheitswesen, die Pflege, in der Reinigungsbranche und im Verkehrs- und Logistikbereich – Berufe also. die in der Pandemie als systemrelevant erkannt wurden.
Ein Fokus der Publikation ist Thüringen. So beleuchten mehrere Artikel ›extrem rechte Räume‹, aber auch die Erfahrungen von Betroffenen rechter Gewalt und die Frage, welche staatlichen Angebote notwendig wären. Ein weiterer Essay beleuchtet Erfurts koloniales Erbe. Die Autorinnen und Autoren in mehreren Kapiteln sind dabei ›als People of Color selbst von rassistischer Erniedrigung, Beleidigung oder Diskriminierung – z.B. auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche, im Bildungsbereich oder von Racial Profiling der Polizei – betroffen.‹ So berichtet Remzi Uyguner von Erfahrungen auf dem Wohnungsmarkt. Der Beitrag von Christiane Droste zu Strategien und Interventionen gegen Rassismus auf dem Wohnungsmarkt beleuchtet die gleiche Thematik aus der Perspektive der Berliner Fachstelle ›Fair mieten – Fair wohnen‹. Neben Themen des Lebens (in der Stadt) werden auch weitergefasste Fragen behandelt, so zum Beispiel welche Folgen die Streichung des Rassebegriffs im § 3 Grundgesetz hätte. « – Alexander Stumm, Bauwelt #236, Dezember 2022