MEDIENwissenschaft über ›Klassen sehen‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen MEDIENwissenschaft über ›Klassen sehen‹


»Seit einigen Jahren erlebt die Kategorie der sozialen Klasse eine Renaissance in der Literatur (vor allem in autobiografischen und autofiktionalen Büchern), in der Soziologie und im Feuilleton. Auch in den Medien- und Kulturwissenschaften ist ein erwachendes Interesse daran zu beobachten, wie die drei hier besprochenen Titel belegen. Das von Drehli Robnik herausgegebene Buch Klassen sehen umfasst sechs Beiträge aus verschiedenen Feldern. Unbedingt lesenswert ist das erste, von Ruth Sonderegger verfasste Kapitel. Es fragt unter anderem danach, wie dem hinreichend dokumentierten Ausschluss von Menschen ohne familiären Hintergrund mit großem kulturellem und ökonomischem Kapital aus dem kunsthochschulischen Betrieb zu begegnen wäre. Die beiden folgenden Kapitel schließen daran auf unterschiedliche Weise an. Markus Tumeltshamer betrachtet, inwiefern der Klassenhintergrund von Bewerber_innen im akademischen Feld sowie bei Leiharbeitsfirmen (k)eine Rolle in ihren CVs spielt. Jens Kastner geht der Frage nach, ›welche Rolle die bildende Kunst als gesellschaftlicher Spezialbereich der Sehverhältnisse […] zur Unsichtbarkeit und damit auch zur Nicht-Repräsentation von Klasse, speziell der Arbeiter*innenklasse, gespielt hat‹ (S.62). Er kommt zu dem Schluss, dass ›Klasse‹ in doppelter Hinsicht ein ›Kampfbegriff‹ sei, da er erstens darauf ziele, Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse zu benennen und zweites dazu beitragen könne, ein entsprechendes politisches Subjekt zu konstituieren (vgl. S.81). Gabu Heindl bezieht sich in ihrem Kapitel auf Wohnbauprojekte des Roten Wien und plädiert für eine Rehabilitierung des Begriffs der Masse im Sinne ›heterogene[r] Gruppen von Nicht-Besitzenden‹, der ›Vielen in ihrer Diversität‹, für deren Bedürfnisse die Wohnungen ›maßgeschneidert‹  (S.93) wurden. Bei Robnik stehen zwei Filme von Jordan Peele im Zentrum einer voraussetzungsreichen und normativen politischen Analyse. Im letzten Kapitel des Bandes unterscheidet Renée Winter drei Anordnungen des Verhältnisses von Video und Klasse: 1.) Videos, die in den 1970er Jahren der Selbstermächtigung von Arbeiter_innen dienten; 2.) Trainingsvideos, die eine Selbstoptimierung unter neoliberalen Vorzeichen propagieren; 3.) Amateurvideos, die als Zeugnisse politischer Verbrechen dienen können. Insgesamt bietet das kleine Buch zahlreiche Anregungen und Hinweise, denen sich nachzugehen lohnt, und es zeigt, in wie vielen Bereichen der Klassenbegriff anschließbar und aufschlussreich ist. […]« – Guido Kirsten, MEDIENwissenschaft, 02/2022

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