Was für eine Idee – und was für ein Buch ist daraus geworden!

UNRAST VERLAG Pressestimmen Was für eine Idee – und was für ein Buch ist daraus geworden!


‘Darum Feminismus! – Teil 1

Erstens bringt der Titel auf den Punkt, was ich häufig denke, wenn mir beim Nachrichtenhören auffällt, was alles unter den Tisch fällt: “Darum Feminismus!” Zweitens besteht der Band aus 25 Beiträgen zu feministischen Bewegungen und blinden Flecken, die es sich lohnt, näher in Augenschein zu nehmen.

Die Herausgeberinnen
“Affront” ist das Pseudonym für “zwei Menschen, eine lebt in Hamburg, ist aktiv in feministischen und stadtpolitschen Gruppen, die andere lebt in NRW und arbeitet in antifaschistischen und autonomen Zusammenhängen”, so der Klappentext. Sie haben sich als Team zusammengetan, um zusammen mit anderen Autor*nnen an dem Anliegen zu
arbeiten, “den Kontext nachzuzeichnen, in dem sich feministische Politik in Deutschland heute bewegt.”

Ausgangssituation in der BRD
“Ein großer Teil der Gesellschaft in der BRD”, so schreibt Affront in der Einleitung, “hält Feminismus für überholt, für nicht mehr notwendig. Es wird auf die Möglichkeit zur Führungskraft und auf das Recht auf Minirock als Beweis für gelungene Emanzipation verwiesen. Aha…” Dabei kam mir die Frage: warum haben sich eigentlich Männer dieses Recht auf Minirock nicht erkämpft bisher? Die Herausgeber*nnen legen dar, warum von dieser Ablehnung gegenüber Feminismus nicht viel zu halten ist. Knapp gesagt: weil es nach wie vor etwas ausmacht, was ich für ein Geschlecht habe in dieser Gesellschaft. Geschlecht ist noch immer einer der wesentlichen Faktoren, der eine Rolle spielt, wenn durchgesetzt werden soll, dass manche diskriminiert werden können und andere nicht. Dasselbe gilt für Unterdrückung und Ausbeutung: viele ja, manche nein – warum dieser Unterschied? Das lässt sich an der ungleichen Verteilung von wirtschaftlichen Gütern sehen, zum Beispiel daran, wer viel arbeitet und wer aber viel Geld “hat”. Von Frauen und ihren Unterstützer*nnen
jedenfalls ist viel erkämpft worden in den letzten Jahrzehnten, aber klar wird dabei auch: “Rechte müssen nicht nur erkämpft, sondern auch immer wieder verteidigt werden”, so heißt es in der Einleitung. Gerade heute las ich, dass in Frankreich in den letzten 10 Jahren über 140 Abtreibungkliniken geschlossen worden sind, manche davon heimlich. Ja, Erkämpftes muss verteidigt werden, sonst ist es schnell auch mal wieder weg, manchmal sogar ohne dass eine* was gemerkt hat…

Ziel des Buches
Die Herausgeber*nnen haben festgestellt, das es in feministischen Kreisen über die Jahre vielfach vorgekommen ist, dass Vertreter*nnen verschiedener Richtungen einander den Sinn der jeweils anderen Position aberkannt haben. Dies finden sie “wenig wertvoll” und sie wünschen sich, dass dieses Buch dazu beitragen möge, aufmerksamer miteinander Gespräche zu führen. Sie versuchen mit diesem Buch darüber hinaus zu erreichen, dass nicht mehr nur im Rahmen von “Machbarkeit” gedacht wird, sondern dass es darum geht, neue und andere Meinungen zu entwickeln, in einem wieder neu geschaffenen Raum, mit Aktionen, Auseinandersetzungen um Selbstbestimmung, mit Perspektiven(wechsel) und Utopien.
Dazu schildern die Herausgeber*nnen ihre eigene Position: Feminismus richte sich insgesamt gegen Herrschaft, Ausschließung und Unterdrückung und gegen die Verhältnisse, die soetwas nicht verhindern. Nichts Gutes finden sie an Feminismen, die sich zum Beispiel in den Dienst von Rassismus, Krieg und Militarismus stellen. Die Verteilung von Ressourcen und die Möglichkeiten an sie ranzukommen sind dabei ein wichtiges Augenmerk. In diese Forderung beziehen sie selbst sich ein: “Als Weiße versuchen wir, die Rassismuskritik auch auf unsere eigene machtvolle Position wirken zu lassen, als sozial Privilegierte auch gegen unsere eigenen Privilegien zu agieren.” Das genau ist einer der wichtigen Punkte, denke ich, für den es sich lohnt zu üben, denn indem manche feministische Bewegungen vielfach ausgeschlossen haben, haben Aktivist*nnen sich und ihrem Anliegen meist geschadet.

Eine Liebeserklärung
“Für uns ist dieses Buch auch eine Liebeserklärung an feministische solidarische
Auseinandersetzungen”, schreiben die Herausgeber*nnen. Sie möchten, dass das Buch anregend ist für alle, “die lange nicht mehr die explizite feministische Perspektive ihrer politischen Arbeit diskutierten“. Ich fühle mich direkt angesprochen, auch das “Du” gefällt mir, weil es mich anregt, Gespräche zu eröffnen. Bei mir zeigt das Buch schon jetzt Wirkung. Ich sehe Räume vor mir, die für neue feministische Aushandlungen offenstehen, ich meine: hoffentlich allen. Ich kann die Lektüre sehr empfehlen. Fortsetzung im Detail folgt.’

escape-hamburg.de/

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