»Der Begriff ›Klassismus‹ ist – gerade im deutschsprachigen Raum – wenig geläufig und sorgt dennoch für heftige Debatten in der Linken. Klassismus bezeichnet – analog zu Rassismus und Sexismus – die Diskriminierung, die Unterdrückung und Ausbeutung aufgrund der Klassenzugehörigkeit oder der Klassenher-kunft. Klassismus ist strukturell wirkmächtig, das zeigen eine ganze Reihe von Studien: Nicht nur das Vermögen, auch die Bildung wird etwa in Österreich (und ebenso in Deutschland) vererbt, Kinder aus Akade-miker:innenhaushalten haben eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, eines Tages ebenso wie ihre Eltern einen Studienabschluss in der Tasche zu haben als Kinder aus der Arbeiter:innen- und Armutsklasse. Klassismus trifft Wohnungslose, Erwerbslose, die permanent damit konfrontiert werden, es sich bloß in der ›sozialen Hängematte‹ bequem zu machen, er trifft einkommensarme Frauen (mit Migrationsgeschichte), die mehr als nur ein Kind bekommen (›Die Kinder kriegen heute die Falschen!‹). Ebenso Armutsbetroffene, die auf an Bedingungen geknüpfte Sozialleistungen angewiesen sind und auf dem Amt schikaniert werden und Menschen mit geringer Formalbildung, die im Unterhaltungsfernsehen als vermeintlich dumm und faul vorgeführt werden.« – Brigitte Theißl, Volksstimme, 06. Februar 2021