In FIBER – werkstoff für feminismus und popkultur, Heft 19/2011 schreibt Melanie Trommer:
‘Der Sammelband beschäftigt sich nicht mit `großer Politik´, sondern mit der ‘Politisierung des Alltäglichen’ (Bargetz und Ludwig im Sammelband). In den vier Rubriken Köperlichkeit/Leiblichkeit/ Verkörperung, Sexualität/Sexarbeit/Pornographie, Soziale Beziehungen/Freundschaften/Gemeinschaften und Politik/Bewegung/ Praxis zeigen die Autor_innen, wie jede_r durch die eigene, alltägliche Praxis in politische und institutionelle Strukturen intervenieren kann. Die Kategorie „gender’ zieht sich dabei als roter Faden durch alle Aufsätze. In diesen geht es unter anderem darum, wie zum Beispiel Körper vergeschlechtlicht, aber auch Geschlechtergrenzen überschritten werden können (Steffen Kitty Herrmann). Es wird danach gefragt, ob die romantische Zweierbeziehung noch Sinn macht, oder ob sie durch ihre Konstruktion zu viele Ausschlüsse produziert (Fremdgenese). Andere Autor_innen erläutern den emanzipatorischen Gehalt von BDSM (Hannah und Bernd) oder zeigen die (Un-)Möglichkeiten politischer Praxis auf (Antifaschistische Stadtkommune Berlin). Die Texte verdeutlichen, dass die Argumente „es gibt Wichtigeres’ und/ oder „mensch muss erst mal die Strukturen verändern/Politik machen’ nicht greifen – fängt das gute Leben doch bei eine_r_m selbst an. Gerade die Macht der binären Geschlechterordnung und der Heteronormativität kann und wird durch das eigene Handeln immer wieder hergestellt. Oder eben unterlaufen. Die Aufsätze sind inhaltlich und stilistisch sehr heterogen. Einige bringen fragmentarisch verschiedene Positionen zu einem bestimmten Thema zusammen, andere reflektieren theoretisch einzelne Aspekte. Auch für Leser_innen, die sich bereits intensiv mit Gender Studies beschäftigt haben, bieten die Aufsätze neue Einblicke und Aha-Momente. Allein darum lohnt das Lesen. In manchen Artikeln kommen mir allerdings konkrete Handlungsaufforderungen zu kurz und verschwinden in einem „Mensch kann es so oder so machen’. Das ist zwar richtig, aber wenig diskussionsfördernd.’
Zur website der Zeitschrift fiber