Rezension ›Braunzone Bundeswehr‹ in ‘der rechte rand’

UNRAST VERLAG Pressestimmen Rezension ›Braunzone Bundeswehr‹ in ‘der rechte rand’

‘Der Aufsatz ›Braunzone Bundeswehr – Rechtsum in der Männertruppe‹ von Lucius Teidelbaum trägt rechte Traditionen und Tendenzen in der Bundeswehr zusammen. Dass das kein einfaches Unterfangen ist, wird durch seine erste These deutlich: die Bundeswehr ist eine Parallelgesellschaft hinter Mauern – agiert intern de facto geheim. Die dürftige Quellenlage erlaubt lediglich fragmentierte Einblicke. Somit finden auf 84 Seiten neun Kapitel Platz. Allerdings tut das dem Inhalt keinen Abbruch, denn Teidelbaum fördert beunruhigende Fakten zutage. Eindeutige Bezüge von Bundeswehr und „Militärischem Abschirmdienst“ zur Reichswehr, Wehrmacht und Waffen-SS haben nach dem Tod vieler nationalsozialistischer und antikommunistischer Geburtshelfer zwar sukzessive an Bedeutung verloren, doch dies ist kein Grund zur Entwarnung. Das Buch macht deutlich, wo die historischen Wurzeln liegen und wie sie reproduziert werden. Das zeigte nicht zuletzt die Allianz von Rechtskonservativen bis Neonazis gegen die „Wehrmachtsausstellung“. Mittlerweile bildet das militärische Ethos die Traditionslinie, die es rechtfertigt, Kasernen nach Hitlers Feldmarschall, Erwin Rommel, benannt zu lassen. Rechte Veteranenverbände sowie Burschenschafter und „Neue Rechte“ unter Spitzenmilitärs machen deutlich, wie groß die rechte Lobby in der und um die Bundeswehr ist. Dabei stoßen die LeserInnen immer wieder auf rechte Thinktanks, wie die „Gesellschaft für freie Publizistik“, das „Institut für Staatspolitik“ oder ihre Sprachrohre „Junge Freiheit“ und „Nation und Europa“. Dem Kapitel „Rechte Tendenzen an der Basis“, das nur drei Seiten einnimmt, hätte Teidelbaum mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Die Bundeswehrkarrieren führender Neonazis – Udo Voigt, Karl-Heinz-Hoffmann oder eines mutmaßlichen Mitglieds des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) – finden Erwähnung; die Gefahr, die von ihnen ausgeht, bleibt jedoch unbeleuchtet. Angesichts von Wehrsportgruppen, NSU-Morden und der immer wieder im Raum stehenden Bewaffnung stellt sich die Frage nach der Bedrohung. Teidelbaum konstatiert zwar, dass die Bundeswehr von einer rechten Infiltration weit entfernt ist – doch wie sehr ist die Neonaziszene von militärisch ausgebildeten Neonazis durchsetzt? Es bleibt zu wünschen, dass dem in einem kommenden Band nachgegangen wird. Als Einführung bietet das Buch einen ersten Überblick und eine solide Grundlage für weitere Nachforschungen.’

Sören Frerks, der rechte rand nr 143, Juli/August 2013


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