»Nach den US-Wahlen im November 2020 wurde erstaunt zur Kenntnis genommen, dass Donald Trump in Schlüsselstaaten wie Florida oder Georgia in der schwarzen Bevölkerung überraschend viel Unterstützung fand, obwohl er die rassistischen Ausfälle in den Monaten davor befeuert hatte. Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, kann in Bell Hooks’ Essay ›Die Bedeutung von Klasse‹
wichtige Spuren finden. […] Der sehr persönliche autobiografische Zugang, den Hooks für ihre Gesellschaftsanalyse wählt, vermittelt eine lebendige Vorstellung von den Konflikten einer jungen Schwarzen, die gegen alle Widerstände ihrer Herkunftsfamilie zwar entwächst und mittels Bildung in die Oberklasse aufsteigt, die ihren Wurzeln aber immer solidarisch verbunden bleibt. Dabei entwirrt sie am Bespiel ihres eigenen Lebens die komplizierte Gemengelage von Race, Class und Gender, die sich nach Ende der Rassendiskriminierung und mit der Frauenbewegung zwar verändert hat, aber weiterwirkt und den Klassismus sogar gestärkt hat. […] Auch wenn Hooks stellenweise selbst in Klischees verfällt – etwa wenn sie von der ›egoistischen Klasse‹ der ›heutigen Jugend‹
schreibt, die entweder dem Konsum und/oder den Drogen verfallen sei – und häufig kulturkritische Töne anschlägt, ist ihr flammendes Plädoyer für die Armen und der Aufruf, sich mit ihnen zu solidarisieren, ohne sie zu bevormunden, wahrhaftig in einem ganz altmodischen Sinn. Er ist getragen von der lebenslangen Anstrengung, die Zugehörigkeit zur eigenen Herkunftsklasse nicht zu verleugnen und die erreichten Privilegien einzusetzen für die Veränderung der sozialen Verhältnisse.« – Ulrike Baureithel, OXI, Januar 2021
