»Er ist kein Unbekannter. Zu Heinz Langerhans existiert seit Jahr und Tag ein Wikipedia-Eintrag, und er ist in den Chroniken der Universitäten, an denen er gelehrt hat, verzeichnet«. Darauf macht Felix Klopotok zu Beginn seiner Werkbiografie von Heinz Langerhans (1904–1976) aufmerksam. Dem Autor geht es vor allem darum, über dessen politisches Wirken zu informieren und derart ebenso an die Geschichte einer vergessenen dissidenten Arbeiter*innenbewegung zu erinnern. Langerhans wird als Student Mitglied der Kommunistischen Bewegung und schon mit 20 Jahren Privatsekretär der kurzzeitigen KPD-Vorsitzenden Ruth Fischer. Sie und ihre Unterstützer*innen wurden als ›Ultralinke‹ von den innerparteilichen Gegner*innen mit Rückendeckung aus Moskau, darunter der Kommunistischen Internationale, gestürzt und aus der Partei ausgeschlossen. Leider erfahren wir über Langerhans kurze Funktionärstätigkeit in diesem Buch wenig. Die dichte Beschreibung von dessen Lebensweg setzt erst ein, als jener gemeinsam mit Karl Korsch Teil eines linkskommunistischen Diskussionszusammenhangs geworden ist, eines Kreises von diskussionsfreudigen dissidenten Kommunist*innen, die sich früh vor allem theoretisch gegen die Stalinisierung der kommunistischen Weltbewegung engagierten. […] Klopotek stellt seinen Protagonisten als Netzwerker vor, der einen Teil seiner theoretischen Arbeit politisch entschärfte zugunsten einer akademischen Karriere – zunächst in den USA, nach 1945 in der BRD. Politisch engagierte sich Langerhans weiterhin im linken Flügel der SPD, beteiligte sich am Kampf gegen die atomare Aufrüstung und bekannte sich dazu, Wähler der Deutschen Friedensunion (DFU) zu sein, die der in der Bundesrepublik 1956 in die Illegalität gezwungenen KPD nahestand. Zeitweise sah er im Maoismus, später in einer Lesart des Buddhismus hoffnungsvolle Ansätze für eine gesellschaftliche Umgestaltung. Nach seiner Emeritierung als Politologe an der Universität Gießen 1972 vereinsamte der allein lebende Langerhans. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er zwangsweise in der Psychiatrie. Vor 20 Jahren wurden seine Schriften von jungen Linken auf der Suche nach einer dissidenten Linken wiederentdeckt. Klopoteks Buch holt Heinz Langerhans erneut ins öffentliche Bewusstsein zurück. «– Peter Nowak, neues deutschland, 21.03.2022