Missy Magazine über ›Intersexualität – Intersex‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Missy Magazine über ›Intersexualität – Intersex‹


»Edutainment: Intersexualität – Intersex. Eine Intervention.
Wie war das noch gleich mit Caster Semenya? Die südafrikanische 800-Meter-Läuferin musste nach ihrem Goldmedaillen-Gewinn bei den Weltmeisterschaften 2009 diverse medizinische Untersuchungen über sich ergehen lassen, weil die Juroren plötzlich Zweifel hatten, ob Semenya ›zu 100%‹ eine Frau sei. Aber was heißt eigentlich ›100% Frau‹? Und warum kann es so schwer sein, das eindeutig festzustellen?
Auf knappen 80 Seiten bringt der Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß in seinem Büchlein ›Intersexualität – Intersex‹ Licht ins Dunkel des ›Geschlechterdschungels‹, wie der Unrast Verlag seine neue Publikationsreihe betitelt. Dabei will Voß ganz offensichtlich keine Schneise in diesen Dschungel schlagen, sondern am Beispiel von Intersexen zeigen, wie verwachsen die scheinbar so eindeutige Zweiteilung der Geschlechter eigentlich ist. Mit der ebenso seltenen wie fruchtbaren Kombination aus biologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive entlarvt Voß das Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit vielmehr als gesellschaftliches Produkt denn als medizinischen Fakt. Denn Intersexe – also Menschen, die bei der Geburt nicht eindeutig als Mädchen oder Jungen identifiziert werden können – stellen allein aufgrund ihrer Existenz einen Angriff auf die gesellschaftsstrukturierende Heteronormativität dar und wurden deshalb bis vor wenigen Jahren mit medizinischer Brachialgewalt zwangsweise ›vereindeutigt‹. Die entsprechenden Passagen über das ebenso beherzte wie selbst vor den Betroffenen geheim gehaltene Abschneiden oder Zunähen unerwünschter Geschlechtsmerkmale lesen sich zwar wie von Dr. Frankenstein höchstselbst erdacht, zeigen aber auf eindrückliche Weise, wie kompliziert und aufwändig es bisweilen sein kann, so etwas vordergründig Banales wie ›Normalität‹ herzustellen. Wenngleich Voß’ Zukuftsprognose verhältnismäßig optimistisch ausfällt und er eine Lockerung des Zwangs zur eindeutigen Geschlechtlichkeit feststellt, sind Intersexe nach wie vor gesellschaftlich nicht vorgesehen – wie das Beispiel Semenya zeigt.« – Sonja Erkens, Missy Magazine, 26. November 2012 

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