»Während der erste Band ihren Werdegang von einem durchschnittlichen (zaza-)kurdischen Mädchen zu einem von zwei weiblichen Gründungsmitgliedern der PKK behandelt und der dritte Band seltene Einblicke in das Guerillaleben der 1990er Jahre bietet, spielt sich der hier rezensierte zweite Band ausschließlich während ihrer elfjährigen Gefangenschaft in türkischen Gefängnissen ab. Diese elf Jahre waren geprägt von unzähligen Prozessen, mehreren Fluchtversuchen, der Erfahrung des Verrats von ehemaligen Genoss*innen und nicht zuletzt von grausamer Folter. Die Beschreibung der konkreten Ereignisse in Cansız’ Haft stellen ein historisch wertvolles und zumindest in deutscher Sprache sicherlich einmaliges Zeitdokument der türkischen Gefängnispolitik der 1980er Jahre dar. Der Detailreichtum und die Nennung unzähliger Namen können eine*n Leser*in ohne ausführliche Kenntnis der PKK-Geschichte dabei schnell überfordern. Wird das Buch aber weniger mit einem Blick auf die historischen Fakten gelesen, sondern mit einem Fokus auf die persönlichen Reflexionen der vielfältigen Widerstandsformen, so treten viele universelle Erkenntnisse über den Umgang mit Knästen und anderen Arten der politischen Repression zu Tage. […] Über den Umweg des Vereinsgesetzes hat Bundesinnenminister Horst Seehofer 2019 den Mezopotamien Verlag, der neben kurdischen Sprach- und Kinderbüchern auch die Biographie von Sakine Cansız publiziert hat, verboten und mehrere LKW-Ladungen Bücher beschlagnahmen lassen. […] In einer solidarischen Reaktion hierauf haben sich die deutschsprachigen Verlage Mandelbaum, Unrast und edition 8 zusammengeschlossen und unter dem Titel Edition Mezopotamya Teile des Verlagsprogramms neu herausgegeben. Auch die Lebens- und Kampfgeschichte von Sakine Cansız ist seitdem wieder für die kritische Öffentlichkeit zugänglich.« – Tom Gath, kritisch-lesen.de, 12. Januar 2021