jungle world über ›Die Revolution ist keine Parteisache‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen jungle world über ›Die Revolution ist keine Parteisache‹

»Bei aller differenzierten Analyse des Klassenbewusstseins und dessen Formen der Verdinglichung war klar, dass das Proletariat das revolutionäre Subjekt ist, welches in der Partei seinen gleichsam objektiven Ausdruck findet. Lenins Partei neuen Typs erfuhr hier also ihre philosophische Begründung. Und obwohl es etwa mit Karl Korsch längst andere Stimmen innerhalb der marxistischen Debatte gab, wurden hier wie selbstverständlich alle libertären, rätesozialis­tischen, anarchistischen Positionen jenseits des Parteikommunismus schlichtweg ignoriert. So haben sich als Mainstream in den theoretischen Auseinandersetzungen um eine emanzipato­rische Praxis seither zwar unterschiedlichste Varianten von Neomarxismen und Neuer Linker etabliert – einschließlich aller obskuren Trotzki­smen, Maoismen und Leninismen –, denen es aber allesamt nicht gelungen ist, die Organisationsfrage jenseits von Partei und ihren autori­tären Strukturderivaten (das reicht bis in die Pop­linke der Neunziger) zu beantworten.

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Hier kommt die Veröffentlichung von ausgewählten Texten des Rätekommunisten Cajo Brendel gerade recht, die jetzt beim Unrast-Verlag in der Reihe ›Dissidenten der Arbeiterbewegung‹ unter dem Titel ›Die Revolution ist keine Parteisache‹ erschienen sind.

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Der Grundsatz Brendels ist in der rücksichtslosen Kritik jeder Parteistruktur begründet. Seit den dreißiger Jahren hielt Brendel daran fest. Er hatte seine Einsichten aus der praktischen Erfahrung dieser Jahre entwickelt: nicht nur mit Blick auf die konkrete Situation in den Niederlanden, sondern auch in der Beobachtung der revolutionären Ereignisse in Spanien und China. […] Insofern steht die Organisationsfrage als Grundsatzfrage auf der Tagesordnung; und insofern gilt Brendels Hinweis für die gerade erst begonnene Diskussion um den Realsozialismus, dass der Rätekommunismus keine spezielle Kritik am Stalinismus sei, sondern eine allgemeine und grundlegende am Bolschewismus.

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Was bleibt und wofür dieses Buch in den anstehenden Diskussionen eine Initialzündung liefern könnte, ja sollte: Das Programm, Partei für keine Partei zu ergreifen, um so noch einmal die Frage nach dem ›orthodoxen Marxismus‹ zu stellen, die sich diesmal an eine radikale Kritik des Kommunismus wagt, um aus der histo­rischen Erfahrung wie gleichwohl aus der systematischen Analyse eben den Kommunismus als emanzipatorische Bewegung für das einundzwanzigste Jahrhundert radikal neu zu begründen.«

Roger Behrens, jungle world, 14. August 2008

 

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