‘Latsch lässt Vergangenheit und Aktualität aufeinandertreffen und setzt diese Begegnung in Szene. Und obwohl Queer von seinen Ideen nicht loszulösen ist, wird hier eine Bewegung sichtbar, nicht ihre Theorie.
Das Ergebnis ist eine Sammlung bewegter Bilder: Portraits aus Texten, Fotos und angeordneten Zitaten, Stimmen zum Thema Queer und ein gut sortiertes »Sammelsurium« aus Essays, Songs und Gedichten, die genau das liefern, was der Untertitel verspricht: Einblicke in verschiedene Lebenswelten.
Inhalt, Aufbau und Gestaltung sind in dem Band nicht voneinander zu trennen: Die aufwendig inszenierten Portraits – grau umrandet und entlang einer Zeitleiste aufgerollt – bilden den optischen und geschichtlichen Rahmen. Anstelle der üblichen Seitenzahlen durchziehen Jahreszahlen in chronologischer Folge das Buch. […]
Am Ende zeigt sich ein buntes Neben- und Miteinander, das sich schließlich doch zu einem Ganzen fügt: Die vielen Ebenen der Betrachtung ergänzen sich und das Konzept scheint aufzugehen. Auswahl und Gestaltung wirken gleichermaßen ungewöhnlich wie detailverliebt.
Besonderheiten wie das wirr-geordnete Inhaltsverzeichnis oder die Auswahl des kartonartigen Papiers machen die Arbeit zu einem auch ästhetisch gelungenen Artefakt – es macht schlichtweg Spaß, durch die Seiten zu stöbern und zwischen Geschichte und Gegenwart hin und her zu blättern.
Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit queerer Geschichte. Vielmehr ist der Band eine Zusammensetzung scheinbar zufälliger Einblicke in die Geschichte und Gegenwart von Menschen, die an den starren und gesellschaftlichen Kategorien rütteln, sie verwerfen, sie irritieren, diskutieren, lieben und rebellieren.
»Enter the gap_!« ist zu einer häufig verwendeten Parole avanciert, sich diese Räume zu erschließen. »_Mind the gap!« trägt ihnen nun in Form eines bewegten Blickes auf die Geschehnisse Rechnung. Das ist absolut gelungen!’
Anna Fiehn, Hugs and Kisses Nr. 11, Nov. 2013
*Anmerkung: Diese Rezension ist ebenso außergewöhnlich gestaltet wie das Buch. Die reine Wiedergabe des Textes ist daher unzureichend – besorgt euch das Heft.
