Rezension Konsum, Terror und Gesellschaftskritik
Susann Witt-Stahl, ak 502, Jan. 2006
‘Mit Ulrich Enderwitz’ Essay ‘Konsum, Terror und Gesellschaftskritik’ komplettiert der Unrast-Verlag die Trilogie über die affirmative Wende, die Teile der deutschen Linken im Windschatten der neoliberalen Großoffensive für eine radikale Entfesselung der Marktkräfte vollzogen haben. Die Wesensbestimmung der ‘antideutschen Ideologie’, die Robert Kurz 2003 (vgl. ak 479) vorgenommen und an die Gerhard Hanloser mit seiner Textsammlung ‘zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik’ (vgl. ak 490) angeknüpft hatte, ergänzt Enderwitz nicht nur mit einem ‘Versuch, den Zusammenhang zwischen chronischen Absatzproblemen der spätkapitalistischen westlichen Gesellschaften und ihrer panischen Terrorismuskampagne herauszuarbeiten’ – das Traktat ist vor allem eine Abrechnung eines ehemaligen Favoriten der ‘Antideutschen’ mit dieser Sekte ehemaliger Linker, di angetreten sind, dem ‘Konstrukt einer manichäischen Trennung zwischen Kapitalismus und Faschismus, Muttersystem und systemsprengender Ausgeburt, demiurgisch geordneter Welt und satanisch gegenweltlicher Schreckensherrschaft Plausibilität und Geltung zu verschaffen’. Dass der Antisemitismusforscher Enderwitz fertig ist mit den ‘Antideutschen’, wird endgültig deutlich, wenn er ihnen vorwirft, sie hätten einen ‘Tabubruch’ begangen und würden ‘das Spiel des Antisemitismus mitspielen’, indem sie ‘dem bösen Juden, den er als Popanz, hinter dem sich die wirklichen Konflikte verbergen lassen, hoch hält, den guten Juden, der den Popanz aus dem Feld schlagen soll, entgegensetzen’. Auch wenn Enderwitz’ brachiale Wortgewitter zuweilen auf die Nerven gehen und seine ‘Tour d’horizon’, wie er zum Schluss selbst einräumt, zur ‘Tour de force’ geraten lassen: Sein Versuch hat bei dem ‘antideutschen’ Chefideologen Joachim Bruhn einen schweren Sprechdurchfall ausgelöst, der von Bahamas in Form einer endlos erscheinenden Auseinandersetzung der aberwitzigsten Unterstellungen gegen den Nestbeschmutzer festgehalten wurde.’
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Ulrich Enderwitz
Konsum, Terror und Gesellschaftskritik
Eine Tour d’horizon
