»Identitätspolitik regt zweifelsohne auf, aktuell bis in die deutschen Feuilletons hinein, wo #MeToo oder antirassistische Organisierungen jetzt schuld an Trump, Brexit und Rechtspopulismus sein sollen. Die Vernachlässigung der sozialen Frage: auch in der Linken ein scharfes Argument gegen identitätspolitische Organisierungen. Lea Susemichel – leitende Redakteurin der an.schläge – und Jens Kastner – Lehrender an der Akademie der bildenden Künste – haben zum Thema jetzt den Glücksfall einer Einführung vorgelegt. Diese besticht durch wohltuende Unaufgeregtheit, sachlich argumentierte Positioniertheit und einen routinierten Blick für Verkomplizierungen, wo sie vonnöten sind: Indem sie etwa klar macht, dass die Gegenüberstellung Identitätspolitik versus soziale Frage nicht haltbar ist (auch die Arbeiter_innenbewegung ist identitär) und zeigt, wo die Schnittstellen zu rechter Politik sind – und wo eben nicht. Das dichte, aber ausgezeichnet lesbare Panorama führt historisch und theoriegeschichtlich von Queer-Aktivismus bis zur Black Liberation, von Feminismus bis Postkolonialismus, vom Vorwurf des ›progressiven Neoliberalismus‹ bis hin zu Diskussionen um einen ›linken Nationalismus‹. Das Buch ist nicht zuletzt ein Plädoyer für die Möglichkeit ›radikaler Solidarität‹. Identitätspolitik, das ist, wie hier klar gemacht wird, ›erst der Anfang‹ – nämlich der eines solidarischen Miteinanders.« – Paula Pfoser, Augustin, 22. Oktober 2018