» […] Zunächst gab es innerhalb der RZ eigene Frauengruppen, die sich dann in den 1980er Jahren ablösten und selbstständig unter dem Namen Rote Zora agierten. Die Rote Zora betrachtete sich als Teil des ›Frauenkampfs‹ und wollte militant feministische Themen bearbeiten. Ihre Handlungsbereiche waren der Kampf gegen den §218, Reproduktionsmedizin und Gentechnik, Sextourismus und Frauenhandel. Daneben legten sie einen Schwerpunkt auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in Ländern der sogenannten Dritten Welt.
Liest man den langen Reflexionstext Mili ́s Tanz auf dem Eis von 1993, der im Band abgedruckt ist, wird deutlich, wie vorausschauend die ›Zoras‹ auf Rassismus, Sexismus, globalen Kapitalismus und Kolonialismus blickten – und wie deutlich informierter und klüger sie im Gegensatz zu vielen heutigen Debatten um Klassen- vs. Identitätspolitik argumentierten. Darüber hinaus zeigt das Buch durch aktuelle Stimmen zu feministischer Militanz, Veröffentlichungen der ›Zora‹ sowie dem Abdruck von feministischen Plakaten, wie vielfältig die Rote Zora ihre Analysen im politischen Alltag durch radikal-feministische Interventionen umgesetzt und welche Wirkungen sie damit – zum Teil bis heute – erzielt hat. […]
In ihren Aktionen knüpften die RZ/Rote Zora meist an bestehende Bewegungen an und versuchten, sich stets (militant) zu sozialen Bewegungen in Beziehungen zu setzen. In dieser Radikalisierung und Politisierung von Alltagskämpfen und -problemen von Menschen (antirassistische Kämpfe, Verhinderungen von Abschiebungen, Auseinandersetzungen mit Vergewaltigern, gezielte Angriffe auf Hintermänner und Schreibtischtäterinnen etc.) ohne Avantgarde zu sein, besteht auch heute das große Potenzial militanter Kämpfe. Dadurch können Bündnisse verschiedener Aktionsformen und verschiedener Zusammenhänge entstehen, ohne dass diese in ein hierarchisches Verhältnis zueinander gesetzt werden. Oder um einem RZ-Militanten aus dem Buch das Wort zu geben: ›Die große Gefahr für den Staat lag und liegt aus meiner Sicht in Allianzen, die es vorher nicht gab.‹ Damit sind die Bücher in der Gegenwart angekommen. « – Christoper Wimmer, analyse & kritik Nr. 680, 15.03.2022